Reportagefoto

 


Storch stork cigogne 
 

Bochum. (13.2.2018) Wer in diesen Tagen dem entspannenden Tierpark in der Ruhrgebietsstadt Bochum einen Besuch abstattet, wird mit einem ersten Hauch Frühlingsgefühle belohnt: Der Klapperstorch macht seinem Namen lautstark alle Ehre.
Info: http://www.tierpark-bochum.de

 

(Silvester 2017/2018 ) 
Dortmund. Auch zu diesem Jahreswechsel haben die Menschen in ihrem 100 Jahre alten Stadtviertel wieder mit guten Hoffnungen und Wünschen das neue Jahr begrüßt. Möge es ein friedvolles, kreatives und im besten Sinne kommunikatives Jahr 2018 für alle werden.


Wo ist Heimat?

(Oktober 2016 )  Nordrhein-Westfalen, Ruhrgebiet.

Das ist Alim Fath aus dem Nahen Osten.
Allein mit der Mutter in Deutschland.
Vater tot, Verwandte irgendwo im Gefängnis.  
Wo ist Zuhause?

 

(September 2016 )  Dortmund.
Christopher Street Day 2016. Prächtiges Wetter in der Dortmunder Innenstadt und ein buntes Gewusel kreativer, fröhlicher Menschen. Sie laden lachend ein zum Näherkommen, zum Kennenlernen. Die meisten Passanten gehen aber schnell vorbei, gucken höchstens mal schnell auf das bunte Völkchen. Auf die breite Masse wirken offen "Andersorientierte" auch heute noch fremd. Dabei hätte man sich gerade an diesem Tag so einfach begegnen können.

(Juli 2016 ) 
Der westdeutsche Juli liegt in den letzten Zügen: An seinem 31. Tag zeigt das Thermometer um 14 Uhr gerade mal 23 Grad. Wie das ganze Jahr über war das Wetter auch in diesem Monat nicht zuverlässig. Ein Hundertjähriger Kalender prophezeit für die folgenden Monate "aprillige" Wetterverhältnisse. Mal rauf, mal runter, selten konstant und planbar. Fast könnte man meinen, das unberechenbare Wetter passt sich der politischen Entwicklung an.
Die AFD rückt immer weiter nach Rechts, Angela Merkel wird wegen ihres entschiedenen Krisencredos "Wir schaffen das" noch härter und aggressiver kritisiert. Der Militärputsch in der Türkei zieht immer mehr undemokratische Entscheidungen nach sich. Ausnahmezustand. Nach 80.000 aus ihren Berufen entlassenen und/oder in Gefängnissen verschwundenen türkischen Staatsangehörigen redet Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan jetzt sogar über die Einführung der Todesstrafe. So räumt im Jahr 2016 ein Staatspräsident, der für sein Land die EU-Mitgliedschaft will, auf.

Der Nahe Osten brennt, bombt, hungert, verzweifelt und stirbt weiter an allen Fronten. Kaum noch ein Flüchtling kommt aus seinem Herkunftsland heraus. Terroranschläge in Nizza, in München, ein in seiner Kirche geköpfter betagter Priester in Nordfrankreich ... die Einschläge kommen näher, sagt der Volksmund. Die Zahl der besonnenen Menschen, die auch weiterhin den Fremden gegenüber entspannt bleiben, geht spürbar zurück.
Deutschland hat Angst, sagt der Boulevard. Wenn das so weiter geht, steht bald jeder Flüchtling unter Terrorverdacht. Wut und Fremdenhass machen machen einem defensiven Gefühl Platz: Angst, eine emotionale Sache, aus der heraus man kaum noch etwas sachlich in Relation zueinander setzen kann ...

Erste Stimmen sagen, wir leben im Krieg. 

 

Schietwetter

(Juli 2016 )  Dortmund. Eine neue Fitness-Line für Outdoorer ab ca. 160 cm Körpergröße. Zur Kräftigung des Arm-Schultergürtels stellt man sich vor zwei nebeneinander schwebende Scheiben, legt die Hände auf und dreht gleichzeitig in die gleiche oder entgegen gesetzte Richtung. Die Nutzungsanleitung steht gut verständlich auf dem Schild. Wie bei allen Sport-oder Fitnessarten gilt: Wer es zum ersten Mal zu ausgiebig macht, merkt es noch ein paar Tage später.  


 

(Januar 2016)  Münsterland. Abendlicher Marktstand in den ersten Tagen des neuen Jahres. Hier zeigt der milde Winter einladend eine gute Seite.
 

(Dezember 2015, Heiligabend)  Zehn Uhr abends in einer typischen Nordstadt im Ruhrgebiet. Hier leben überwiegend Zuwanderer verschiedenster Ethnien. An diesem Heiligen Abend sind wie an jedem 24. Dezember "die Bürgersteige hochgeklappt". Für Menschen aus nichtchristlichen Kulturen ist nicht viel los. Keine Frauen und auch sonst kaum Leben auf der Straße. Nur hier und da ein Lokal geöffnet. Kinos und Spielhallen machen Pause. Diese Männer suchen Abwechslung von gähnender Langeweile.
 

(Dezember 2015)  Dortmund Zentrum. Seine Heimat ist viele tausende Kilometer entfernt. Er ist einer von den 'zig Tausenden, die ihre Heimat verlassen mussten. Allein in der Fremde. Er fühlt sich verloren und fremd.

Kann man diesem Blick standhalten und dann wieder zur Tagesordnung übergehen? Kann man fröhlich Weihnachten feiern, wenn man versteht, was dieser stumme Blick sagt? Der Mann wollte fotografiert werden, obwohl er keine Mailadresse hat, an die ihm man sein Foto schicken könnte. Mag sein, er wollte sich der Welt hinterlassen.

Er ist allein. Wer sehen kann, wird das sehen.

 

(November 2015)  Hansemarkt in Dortmund. Die Meinungen zur Volksunterhaltung durch Einsatz von Tieren sind gespalten. Während so mancher Erwachsene das Schaulaufen dieses Pferdes in der Innenstadt kritisch sieht, sind viele Kinder und auch einige Jugendliche begeistert für eine Runde mit der Kutsche zu haben. So lange es so viel Zulauf gibt, werden Kutschfahrten wohl eine feste Größe bei Veranstaltungen dieser Art bleiben.

 


(September 2015)  Dortmund Hauptbahnhof, Gleis 23. Auch vier Tage nach dem ersten „Train of Hope“ war der Bahnhof wieder voll von Medienvertretern, viele davon aus dem Ausland. Ein derart anhaltendes mediales Interesse hat Dortmund zuletzt bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erlebt. Um kurz nach 19 Uhr drängten alle dicht an die Bahnsteigkante. Jeder wollte den aus München einfahrenden Sonderzug mit 750 Flüchtlingen fotografieren. Nur tief am Boden, zwischen den Beinen eines kanadischen Kameramannes hindurch, hatte ich die Chance für ein Foto. Das weitere Empfangskomitee bestand aus rund dreihundert Menschen, die entweder privat oder aus beruflichen Gründen gekommen waren. Feuerwehr, Polizei, Bundesgrenzschutz, verschiedenste Gruppen engagierter Unterstützer und viele andere Wartende.

Es wurde ein herzlicher, berührender und offener Empfang, der sich tief im Gedächtnis einnistet. Auch wenn man den erschöpften Flüchtlingen die quälenden Strapazen ihrer gefährlichen Flucht deutlich ansehen konnte, auch wenn eine völlig ungewisse Zukunft auf sie wartet, blieben doch viele von ihnen kurz stehen und bedankten sich mit einem erleichterten, vielleicht sogar glücklichen Lachen.

Ein Tag mehr im Dortmunder Tagebuch der Menschlichkeit. Bleibt zu hoffen, dass die Stimmung auf allen Seiten so beispielhaft positiv bleiben kann.

 


(Das Foto zeigt symbolisch eine Schaufensterfigur)

(Juli 2015)  Ziemlich versteckt. Das muss eine Muslima sein. Oder heißen diese Frauen anders? Kaum jemand weiß genau, wie die Frauen genannt werden, die ihr Haar und zum Teil das ganze Gesicht vor fremden Blicken schützen. Aus religiösen Gründen, heißt es. Man fragt sich, ob diese Frauen nicht hinter zu engen Gittern ihrer Religion leben. Aber brauchen sie wirklich fremde Hilfe oder sind sie so, wie es ist, einverstanden oder sogar stolz?

Islam, denkt man. Ein Angstwort? Vermutlich verbindet heute die Mehrheit der westlichen Welt das Wort „Islam“ mit totaler Unterwerfung. Und mit den mordenden Terrormilizen in Nordafrika, Afghanistan usw. Aber Religionskriege wurden schon immer geführt. Auch die christlichen Kreuzzüge waren nichts anderes als Morden und Brandschatzen an Ungläubigen.

Deutschland Einwandererland. Seit Monaten sind die Flüchtlingsheime überfüllt und immer kommen neue entsetzlich traumatisierte Menschen mit der Suche nach Frieden und Sicherheit zu uns. Fremde sind das. Neulich auf der Straße hat die Autorin sich erfolglos bemüht, eine nette Mittfünzigerin davon zu überzeugen, dass die hier gestrandeten Menschen keine Parasiten an "unserem Deutschland" sind. „Jetzt reichts“, meinte die Frau empört, "jetzt durchwühlen die schon unsere Mülltonnen!“ Und wer wisse denn, ob das nicht nur Tarnung sei und die Fremden eigentlich unsere Häuser ausspionieren. Für Raubzüge durch unsere Straßen und Häuser.
Ob sie denn kein Mitgefühl für die Flüchtlinge habe, fragte die Autorin. "Früher fand ich die sogar auch nett, aber heutzutage kann man ja niemandem von denen über den Weg trauen". Sagts, schließt die Haustür auf und dreht den Schlüssel hörbar zwei Mal von innen um. Und die Autorin denkt fast verschämt: 'Ist doch gut, dass ich meine Video-Alarmanlage hab.'

Ist das von unserem Mitgefühl geblieben? Nächstenliebe findet - wenn überhaupt - nur im persönlichen Umfeld statt? Das gibt arg zu denken. Da ist gezielte Aufklärungsarbeit, da sind Schutzmaßnahmen für die alten, aber ebenso auch für die neuen Bewohner angesagt. Und sich gegenseitig kennen lernen. Was tut die Politik eigentlich ganz konkret, um der breiten Masse ihre Ängste vor den Zureisenden aus fremden Kulturen zu nehmen?

 

(Juni 2015)  Nein, über diese Stolpersteine stolpert man nicht physisch. Man muss sie gar nicht beachten, so wenig stören sie auf Dortmunds Wegen und Plätzen. Wer aber mit wachen Augen durch das Stadtgebiet geht, wird immer wieder Stolpersteine im Boden sehen - inzwischen sind es mehr als 230 Stück. Seit 2005 werden sie von verschiedenen Personen und Gruppen gesponsert, um an den Holocoaust im Dritten Reich zu erinnern und den Millionen KZ-Opfern des Deutschen Nationalsozialismus eine letzte Ehre zu erweisen. Dem, der es wissen will, erzählt jeder dieser Steine eine Geschichte von unsagbarem Schmerz, Leid und Tod.
Die Familie, der die Steine auf diesem Foto gedenken, wohnte seit 1933 an der Rheinischen Straße 29 in Dortmund. Eine Straße, die heute auch über Dortmunds Stadtgrenzen hinaus traurige Berühmtheit als bevorzugte Marschroute der Dortmunder Neonazis hat. Eben hier wurden am 11. Dezember 2014 im Auftrag des Westfallenkollegs diese vier Stolpersteine in den Boden eingelassen. Ein gut gewählter Platz angesichts des zunehmenden Aufflackerns rechtsradikaler Gesinnung in Dortmund.

So schnell die Geschichte der Familie Stern/Neugarten erzählt sein kann, so unvorstellbar schrecklich ist auch diese gewesen: Frieda Stern, Mutter und Großmutter, war ein Jahr früher deportiert worden als der Rest ihrer Familie. Sie war 74 Jahre alt. Zwar hat sie letztlich das KZ Theresienstadt durch Befreiung überlebt, musste es aber für den Rest ihres Lebens ertragen, dass ihre zehnjährige Enkelin Liesel, ihre Tochter Johanna und ihr Schwiegersohn Max im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden waren. Frieda Stern starb am 16. November 1946 in Dortmund.
   

 

(Juni 2015)  Sommer und Kunst - zusammen verspricht das Künstlern und Kunstinteressierten einen Leckerbissen. Besonders dann, wenn Kunstmacher an einem schönen Sommertag zu einer erstklassigen Location einladen. "Open Arts" hieß die Veranstaltung am Dortmunder Phoenix-See, zu der am 10. Juni 2015 viele Künstler aus dem Ruhrgebiet angereist waren. Viel gab es zu sehen und erleben, gute Gespräche inbegriffen. Wie auf diesem Foto konkurrierte der tatsächliche Himmel mit dem Himmelsblau der Gemälde.
Wer wollte, konnte auf dem Kunstmarkt gleich zugreifen: Zwischen fünf und ein paar hundert Euro lag die Preisspanne. Egal was in die Tasche wanderte oder vorsichtig unterm Arm nach Hause getragen wurde - es war seinen Preis wert.  

 

(Mai 2015)  Kleider machen Leute. Stimmt. Der Mann wäre ohne die Prägung auf dem Hoodie kaum aufgefallen. Es gibt ja überall große Lettern und bunte Grafiken auf Kleidung. Lange Haare beim Mann sind selten ein Hingucker und Totenköpfe reißen schon längst keinen mehr vom Hocker. Da macht das große Logo auf dem Rücken erst auf den zweiten Blick neugierig. Wenn man denn will.
Shepherd? Heißt das nicht Schäfer oder Hüter? Ist das jetzt sinnvolles Merchandising oder nur Modedesign? Nachgefragt sagt der Enddreißiger: „Ja, der Print sagt was aus. Ich bin aktiv bei Sea Shepherd. Wir sind eine internationale Meeresschutzorganisation. Wir schützen und verteidigen Meeresbewohner. Das sind ganz wichtige Themen wie Walfang und so. Aktuell lauft 'ne Aktion für Schildkröten.“

Hüter der Meere also. Man kann das im Internet nachlesen.
Macht nachdenklich und ist interessant: http://www.sea-shepherd.de/

 

(April 2015)  In vier Tagen ist Ostern. Es ist kalt, stürmisch und nass. Auf der Suche nach einem Unterstelldach gegen den Regenschauer laufen wir am Schaufenster eines Trödelladens vorbei. Fast hätten wir die Farbtupfer in diesem tristen Fenster übersehen: drei selbst gebastelte Ostereier und der Rest einer weihnachtlichen Lichterkette.
Wir stellen uns unter das kleine Türdach und fragen Passanten, wie ihnen dieses Arrangement gefällt. Eine junge Frau verzieht das Gesicht, ruft im Vorbeigehen: "Hässlich! Einfach nur hässlich", und zieht ihr Kind weiter. Ein älteres Paar bleibt stehen. Sie findet "dieses Nebeneinander von Ostern und Weihnachten unwürdig und geschmacklos". Er ergänzt: "Aber heute weiß ja keiner mehr was über unsere christlichen Feiertage. Da kann man nichts anderes erwarten". Ein Radfahrer schiebt sein Plattfuß-Rad an uns vorbei. Er hat gehört, was die älteren Leute gesagt haben und kommt noch mal zurück. Nach einem interessierten Blick in das Fenster meint er zu dem Paar: "Was wollen Sie denn - ist doch wenigstens ein bisschen Farbe im Fenster". 

Ist das Kunst oder kann das weg? Alles Geschmacksache.

 

(März 2015)  Das sind Schlafplätze von Wohnunglosen in einer Großstadt. Das Gewölbe stützt eine stark frequentierte Eisenbahnbrücke und grenzt direkt an eine große Durchgangsstraße. Oben donnern im Minutentakt die Züge, nebenan tobt der nie ruhende Straßenverkehr. Wer das erlebt und dazu noch den beißenden Fäkalgeruch eingeatmet hat, der ahnt, dass man das alles kaum nüchtern ertragen kann.

Die Stadtreinigung hat die Schlafplätze übrigens 10 Tage nach dieser Aufnahme ersatzlos vernichtet und alle Hinterlassenschaften entsorgt. Da war dieses Foto noch gar nicht online. Jetzt hat hier also alles wieder "seine Ordnung".

 

(März 2015) Eine alte Ural aus den 1940er Jahren. Sie hat noch eine Antriebswelle zwischen Hinterrad und Seitenwagen. "Diese Maschine pflügt Ihnen jeden Garten durch", sagt ein Besucher der Dortmunder Motorradmesse.
(8. Januar 2015) In riesiger Laufschrift zeigt auch der Dortmunder U-Turm unter der Regie von Adolf Winkelmann Solidarität mit den Opfern des Terroranschlages vom 7. Januar 2015 auf das Satiremagazin Charlie Hebdo (Paris).
Lebensrettender Flucht-Durchgang aus dem Zweiten Weltkrieg im Keller eines alten Dortmunder Mietshauses. Diese Fluchtwege zwischen mehreren Häusern wurden nach 1945 wieder - eher provisorisch - zugemauert.

(März 2015) Erst auf den zweiten Blick enteckt man die verblasste Inschrift an dem hinterliegenden ehemaligen Verwaltungsgebäude eines ehemals mächtigen Stahlkonzerns: "Es lobt den Mann die Arbeit und die Tat". Ein verblassendes Zeugnis deutscher Geschichte, das dem einen oder anderen beim Lesen auf den Magen schlägt. Bei dem betagten Rentner dagegen, der in diesem Konzern jahrzehntelang gerne und "wie in einer großen Familie" gearbeitet hat, schlägt das Herz bei diesem Leitspruch freudig höher.
Kulturcrash für den stillen Beobachter: direkt gegenüber im HInterhof ein kleines EInkaufszentrum. Farbig und ganz ohne markiges Pathos laden preiswerte Läden den Passanten zum Konsumieren ein. Da drängt sich die Frage auf, ob es heute noch um mehr als um Habenwollen und Profit geht...